Viele Berichte der vergangenen Jahre, ob in Zeitungen, Online-Portalen oder im Fernsehen, haben ein oftmals negatives Bild von Indien gezeichnet. Auch mein vorheriger Blogeintrag „Der Fall Jyoti“ könnte bei einigen Lesern den Anschein erwecken, dass die ehemalige britische Kolonie ein Land der Vergewaltiger ist. Dem ist aber nicht so. Leider aber scheint die durch Medien verbreitete Angst überhand zu nehmen.
Ich selbst kann nur mit Kopfschütteln lesen, wie eine sehr gebildete Frau, eine Leipziger Universitätsprofessorin, einen indischen Studenten aufgrund kultureller Disparitäten als Praktikanten ablehnt. Eine Frau ihres Standes sollte wohl in der Lage sein, zwischen Gewaltverbrechern und nicht-kriminellen Indern zu differenzieren. Zumal ihre Einstellung auch ein Schlag ins Gesicht jener Männer ist, die Seite an Seite mit vielen Inderinnen im Dezember 2012 auf die Straße gingen und für eine Gleichberechtigung kämpften. Schließlich hat wohl jeder von ihnen eine Mutter, eine Schwester, eine Großmutter, eine Ehefrau oder gar eine Tochter. Letztlich, so die Stellungnahme der beschuldigten Professorin Beck-Sickinger, seien die E-Mails aus dem Zusammenhang gegriffen. Zwar sei sie in eine Diskussion um die Gleichberechtigung der Frau in Indien verwickelt worden, jedoch habe sie den Studenten nicht wegen seiner Herkunft abgelehnt.
Egal, ob wahr oder nicht, eines ist klar: Die Negativschlagzeilen über Indien dominieren. Und das zu Unrecht, denn das Land bietet eine einzigartige Schönheit, die auf den ersten Blick verborgen scheint. In den nächsten Wochen werde ich intensiver über meine eigenen Erfahrungen in dem Land berichten. Dabei konnte ich einige Klischees bestätigen, erlebte manch schlimme Dinge und habe schließlich meinen inneren Frieden gefunden.